Grundausbildung und Fortbildung
 

für lizenzierte IAWO-Übungsleiter und Trainer im Kampfsport
 

am 28. Februar und 01. März 2015 in Bayreuth

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Im neuen Veranstaltungsort im beschaulichen Bayreuther Stadtteil St. Georgen fand auch in diesem Jahr die Traineraus- und -fortbildung des Verbandes statt. Pünktlich um 9.30 Uhr wurde am Samstag, den 28.Februar 2015, der Trainer-Lehrgang eröffnet. Zu dieser bedeutenden und überregional bekannten Lehrveranstaltung konnten Teilnehmer aus verschiedenen Bundesländern, Altersgruppen, Organisationen und Vereinen vom Verbandspräsidenten Wolfgang Gröger begrüßt werden.

Es besteht das besondere Interesse der IAWO, nicht nur hervorragende Wettkampf- und Breiten-sportler, sondern auch erstklassige Trainer auszubilden und damit eine hohe Qualität beim Training in den Vereinen und Schulen, die dem Verband angeschlossen sind, sicherzustellen. Erreicht wird dies durch den für Trainer und Übungsleiter unerlässlichen Besuch von hochqualifizierten Bildungsmaßnahmen. Durch diese Veranstaltungen wird Trainern ermöglicht, Qualität und Kompetenz in allen Bereichen der Trainingslehre an die im jeweiligen Verein Trainierenden zu liefern. Die IAWO ist sich dieser besonderen Verantwortung bewusst und hat sich seit Jahrzehnten erfolgreich zur Aufgabe gemacht, diesem Qualitätsanspruch besondere Rechnung durch eine hochwertige, umfängliche und abwechslungsreiche Aus- und Weiterbildung von Trainern zu tragen. Die Auswahl der Ausbildungsthemen, die Fachkompetenz der Referenten und die hochwertige Zusammenstellung der Seminarunterlagen unterstreichen zudem deutlich diesen Anspruch.

Der Trainer-Lehrgang wird von der Budo-Akademie-Bayreuth in Zusammenarbeit mit der IAWO veranstaltet und ausgerichtet. Der Besuch dieses Lehrgangs ist Pflicht für:

-     - Alle IAWO-Trainer / DAN-Träger mit abgelaufener oder ungültiger Lizenz

-     - Mitglieder, die unter der Autorität der IAWO unterrichten wollen

-     - Mitglieder, die eine Zulassung zu einer Gurtprüfung ab 1. Kyu aufwärts erhalten wollen

Aus besonderer Veranlassung wird darauf hingewiesen, dass eine Missachtung dieser verpflichtenden Bestimmungen bis zum Ausschluss aus der IAWO führen kann.


Dr. Frank Rösch vorn im Bild rechts

Dr. med. Frank Rösch, Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie und Notfallmedizin, eröffnete  das Semi-nar mit seinem Vortrag über Erste Hilfe bei Verletzungen im Training und im Wettkampf. Herr Dr. Rösch, der selbst praktische Erfahrungen im Kampfsport gesammelt hat, referierte anschaulich aus seiner langjährigen Erfahrung und täglichen Praxis sowie über auf die jeweilige Verletzung aber auch aus Unfall, Erkrankung und Vergiftung abgestimmte Maßnahmen zur Ersten Hilfe. Neben Rettungskette, Rautek-Rettungsgriff, stabiler Seitenlage, psychologischer Hilfe und Betreuung hatte die Thematik des Erkennens von und der Hilfe bei Verletzungen, Blutungen, Infektionen und Schockzuständen primäre Bedeutung. Vielfältige praktische Übungen, wie z.B. die Herz-Lungen-Wiederbelebung, rundeten das hochinteressante Referat von Dr. Rösch ab. Besonderer Wert von Herrn Dr. Rösch wird auf die Vermittlung von Neuerungen gelegt. Herr Dr. Rösch führt immer wieder auf eindrucksvolle Weise vor Augen, wie wichtig es ist, sich als Trainingsverantwortlicher im Bereich der Ersten Hilfe fortzubilden, um Unfall- und Verletzungssituationen adäquat begegnen zu können.


Tina Christiansen

Tina Christiansen (3. DAN All-Style-Karate), angehende Pädagogin als Gymnasiallehrerin, zeigte richtungsweisend in ihrem Vortrag die besondere Bedeutung von Didaktik im Kampfsport und für Übungsleiter – Fachdidaktische Prinzipien im Kampfsportunterricht aus der Perspektive einer Schulpädagogin auf. Der Begriff der Didaktik und insbesondere der Sportdidaktik wurde zunächst eingehend erläutert. Allgemeine Unterrichtsprinzipien und Analyseverfahren für die Auswertung dieses Unterrichts wurden vorgestellt und didaktische Leitlinien des Kampfsportunterrichts mit ihren Zielsetzungen und Möglichkeiten zur Umsetzung dieses didaktischen Modells wurden eingehend beschrieben. Insbesondere wurden auch die Merkmale eines adäquaten Unterrichts hervorgehoben; hierzu zählen u.a. die Strukturierung des Unterrichts, die Methodenvielfalt, die Herstellung eines positiven Unterrichtsklimas und die sinnstiftenden Unterrichtsgespräche, die Förderhaltung sowie die Erwartungen an Leistung und deren Kontrolle. Die Reaktionen der Teilnehmer haben verdeutlicht, dass dieser von Tina Christiansen aufgezeigte Perspektivenwechsel mehr als nur gelungen war.


Wolfgang Gröger

Wolfgang Gröger (13. DAN-Budo Taijutsu), Diplom-Ingenieur, Soke des Goshin Taijutsu und Verbandspräsident der IAWO, widmete sich anschließend  im nächsten Themenbereich den Allgemei-nen Grundlagen zur Trainingslehre, Trainingsmethoden und Funktionsgymnastik. Der international lizenzierte und renommierte Budotrainer und Meisterlehrer erläuterte die Ziele des Trainings, die psychologischen Aspekte, Menschenführung und Ablauf von Prüfungen. Das Thema Trainingsmethoden beinhaltete neben diesen Methoden (z.B. extensive Intervallmethode, Dauermethode) und den hiermit im Zusammenhang stehenden Belastungskomponenten (z.B. Kondition, Überkompensation) auch die Grundzüge anatomisch /physiologischer Bedingungen des Körpers mit Relevanz für den Trainingsbereich und den sinnvollen Aufbau eines Trainings. Wie üblich richtete er als entschiedener Verfechter geeigneter und verletzungsfreier Trainingsmethodik sein besonderes Augenmerk auf die aktuelle Funktionsgymnastik. In seiner über 50jährigen Kampfsporterfahrung musste er wiederholt in verschiedenen Vereinen außerhalb des Verbands die mangelnde Funktionalität von Aufwärmübungen und die hiervon ausgehende Gefahr von Gesundheitsschädigungen feststellen. Die Gründe hierfür waren, dass die jeweiligen „Übungsleiter“ oftmals nie eine qualifizierte Trainerausbildung genossen haben oder aber irgendwann etwas richtig gelernt haben, was aber Jahre später nicht mehr in physiologischer und medizinischer Hinsicht sinnvoll war. Es wurden nicht nur diese unfunktionellen Übungen beschrieben, sondern auch die hierdurch möglichen gesundheitlichen Schädigungen von Knochen, Gelenken, usw. aufgezeigt. Der Vortrag enthält vielfältige Empfehlungen für eine adäquate Funktionsgymnastik, wettkampforientiertes Aufwärmen, usw. anhand von praktischen Übungen für alle Körperbereiche und ist somit unverzichtbarer Bestandteil der Trainerausbildung.

Wolfgang Gröger beschloss anschließend mit seinem Referat über Allgemeines und Aktuelles aus dem Verbandswesen den 1. Lehrgangstag - ein Thema, das unerlässlich für die Identifikation der Mitglieder mit ihrem Verband ist . Der Verbandspräsident stellte umfänglich die Organisation und Struktur des Verbandes mit Präsidium, Kommissionen, Zuständigkeiten, Lizenzen, Regeln, Beiträgen, Aufnahmebedingungen, Prüfungsordnungen, Lehrgängen, künftigen Planungen usw. einschließlich der zwischenzeitlich eingetretenen Neuerungen vor. Zu den wesentlichen Neuerungen gehören gemäß Beschluss der Jahreshauptversammlung am 29.11.2014 die Ernennung von Wolfgang Gröger zum Soke im Goshin Taijutsu und die Bestellung von Oliver Gack in einer Stabsfunktion zum Sportdirektor des Verbandes. Die IAWO vereinigt derzeit 11 Budo-Sportarten, deren nationale und internationale Vereine, Schulen und Mitglieder unter ihrem Dach.


Joachim Schweitzer

Joachim Schweitzer (9. DAN Goshin-Taijutsu), Unternehmensberater, Verhaltenstrainer und Busi-ness-Coach, begann den 2. Lehrgangstag  mit dem Thema Die Rolle des Trainers als Mentor und Tu-tor – Führung, Anti-Stress, Motivation und Teamentwicklung und eröffnete hiermit eine andere Sichtweise auf die Tätigkeit eines Trainers und wie seine Rolle als Berater und Lernbegleiter für seine Schüler zu verstehen ist. Besonders wurde hier die bestehende Parallelität zwischen Kampfkunst und Beruf/Alltag veranschaulicht. Die hierfür angewendeten Bausteine ermöglichen dem Trainer hier über eine faire Kommunikation u.a. die Disziplin im Training, die Konfliktkompetenz, die Erkennbarkeit der individuellen Begabung seiner Schüler, die Darstellung der Gesundheitsaspekte eines Trainings, sicher zu stellen. Auch wurden die beiden Motivationsformen (intrinsisch/ extrinsisch) anhand von Beispielen dargestellt. Die Implementierung von Teamgeist und Teamverständnis, gegenseitigem Helfen und Verstehen, Verhaltensverbesserungen durch andere Sicht- und Denkweisen, Bündelung von Synergien, usw. ist unabdingbar für eine effektive, erfolgreiche Teambildung.


Christian Hellmuth

Christian Hellmuth (7. DAN Anti-Terror-Karate), Polizeibeamter und Vizepräsident der IAWO, eröffnete den 2. Lehrgangstag mit seinem Vortrag über die mittlerweile hochbrisante Thematik Verbotene Waffen und rechtliche Konsequenzen nach dem aktuellen Stand. Nicht nur die waffenrechtlichen Bestimmungen und Kriterien nach dem Waffengesetz (Zuverlässigkeit, persönliche Eignung, Nachweis des Bedürfnisses) und der Umfang der verbotenen Waffen wurden, begleitet von vielen Beispielen aus der Praxis, eingehend erläutert, sondern auch auf die Rechtssituation bei dieser äußerst sensiblen Thematik in unmissverständlicher Deutlichkeit hingewiesen.

Christian Hellmuth referierte abschließend im 2. Teil seines Vortrags über Notwehrgesetz und Nothilfe, Deeskalation und Zivilcourage, Gewaltprävention. Die Grundlagen und Konsequenzen der Notwehr und Nothilfe sowie damit im Zusammenhang stehende Bereiche (z.B. Putativnotwehr, Notwehrüberschreitung), der rechtliche Hintergrund und die Deeskalation als schwierigste Aufgabe des Konfliktmanagements wurden präzise erläutert und anhand von Fallbeispielen mit den Teilnehmern geübt. Als hoch erfahrener Polizeibeamter in bisher verschiedenen Tätigkeitsfeldern und durch seine lebendige anschauliche Art der Darstellung, bei der auch keine Frage unbeantwortet bleibt, ist Christian Hellmuth als Referent für seine Themenbereiche zweifellos besonders prädestiniert.

Nach einer Pause wurde die Prüfung vollzogen, für die die Teilnehmer ausreichend Zeit hatten. Aus dem besonderen Engagement der Teilnehmer während des Trainerlehrgangs wird bereits jetzt ein hervorragendes Prüfungsergebnis erwartet.

Rückblickend haben die Teilnehmer mit dieser Ausbildung eine besondere Veranstaltung erlebt, die sie in ihrem künftigen Lehr- und Lernverhalten nachhaltig positiv beeinflussen wird. Neues zu erleben und Verbesserungen zu vollziehen ist keine Belastung, sondern eine Bereicherung. Leben ist ständiger Veränderung unterworfen, die uns die Bereitschaft abfordert, Neues zu lernen. Lernen ist leben.

Joachim Schweitzer, Shihan 9. DAN
IAWO-Fachbereichsleiter Eskrima
(Mitglied der IAWO)

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