Gontonpo / Ninjutsu-Trainingslager am Filzteich in Sachsen

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Auch in diesem Jahr begrüßte das Ninpo-Dojo-Zwickau über 40 begeisterte Budo-Freunde zum Trainingslager im Jugendnaherholungszentrum am Filzteich (Schneeberg). Am Freitag, den 04.07.2003 reisten die Teilnehmer gegen Nachmittag an und man spürte bereits die Spannung und Erwartung, was in den 3 Tagen so alles zu erleben sein würde.

Nachdem die Zimmer schnell verteilt und bezogen waren, erkundeten die Teilnehmer das Gelände und nutzten das reichhaltige Freizeitangebot wie z.B. Fußball, Volleyball, Basketball oder Tischtennis bis zum gemeinsamen Abendbrot.

Anschließend fanden sich alle im Gemeinschaftsraum ein. Die Veranstalter belehrten kurz die Teilnehmer über die Haus- und Geländeregeln und verteilten die Aufgaben für die nächsten Tage (vorbereiten Schießstand, Grillen usw.).

Dann galt es, die erste Herausforderung zu bewältigen. Das Ninpo-Dojo-Zwickau hatte einen Fragenbogen vorbereitet, der einschlägiges Wissen zur "Ersten Hilfe" testete. Ausnahmslos alle füllten nach besten Wissen und gewissen den Testbogen aus, und die Auswertung ergab, dass alle schon einiges über dieses Thema wissen. Natürlich wurden alle Fragen nochmals ausführlich besprochen und somit evtl. Fehler korrigiert. Der Test wurde aus Gründen der Fairnes nicht bewertet, da das Alter der Teilnehmer von 5 bis über 50 Jahren war.

Im Anschluß konnten die Teilnehmer die Techniken der Beatmung und Herz-Druck-Massage am Phantom üben.

Frank Seidel vom Ninpo-Dojo-Zwickau hatte dies eigens für diesen Lehrgang organisiert. Schnell merkten die Übenden, dass Theorie und Praxis doch zwei Welten sind und wie eine reale Wiederbelebung tatsächlich ist. Aber keiner ließ sich entmutigen und so wurde geübt, bis jeder den richtigen "Dreh" heraus hatte.

Nach dieser Anstrengung in stimmungsvoller Atmosphäre ließen alle den Abend mit Freizeitbeschäftigung ausklingen.

Am Samstag stand einiges auf dem Programm. Meisterlehrer Wolfgang Gröger Shihan 10. Dan Budo-Taijutsu kam zu Besuch, um einen Lehrgang in Ninjutsu / Budo-Taijutsu abzuhalten, bei dem einige Teilnehmer auch Prüfungen ablegen konnten. So war alles früh auf den Beinen und noch schneller beim Frühstück, das wirklich umfangreich und ausgezeichnet war.

Dann bereiteten sich alle auf das Seminar vor und begrüßten wenig später den Gastlehrer und Schirmherrn Wolfgang Gröger im Trainingsraum. Thema dieses Lehrgangs sollte der Umgang mit "Kunai" (eine Art ungeschliffenes Wurfmesser / Grabewerkzeug) und mit "Shoge" sein (Metallhaken mit Seil und daran befestigtem Metallring). So hielt sich Gröger nicht lang bei der Vorrede auf und begann sofort mit "Kunai". Er stellt zunächst das Gerät kurz vor, wobei es sich im Original um Metallwaffen handelt wurde aus Gründen der Sicherheit nur mit Holzwaffen trainiert. Dann zeigte Gröger die typischen Kampfhaltungen mit den Kunai, wobei er bereits deutlich machte, dass in der Regel mehrere dieser Waffen am Körper teils versteckt getragen wurden. Gröger erklärte, die Eigenschaften und zeigte die Möglichkeiten zum Einsatz als Schlag-, Stichwaffe und Würgewaffe. Er ging sofort zum Partnertraining über und gab den Teilnehmern Zeit, sich mit den Grundbewegungen vertraut zu machen. Immer wieder verwies Gröger auf die gleichartigen Bewegungen im Taijutsu (waffenloser Kampf). Dann zeigte er eindrucksvoll, wie Kunai als Wurf- und Hebelwaffe eingesetzt wird. Zudem machte er deutlich, wie gefährlich es sein kann, wenn man sich bei einem Gegner auf eine Waffe konzentriert, als er plötzlich weitere verborgene Waffen herauszog.

Fleißig übten die Teilnehmer und versuchten, jedes Detail der gezeigten Techniken zu verinnerlichen. Schnell wurde jedem bewußt, wie umfangreich und vielfältig, Waffentechniken in dieser jahrhunderte alten Kriegskunst sind. So wurden unzählige Techniken auch gegen mit Kunai und Schwert bewaffnete Gegner geübt.

Dach einem ausgiebigem Mittagessen und einer verdienten Pause ging es weiter. Im zweiten Teil sollte der Shoge den Mittelpunkt bilden. Das Training mit dieser Waffe erfordert schon einiges an Geschicklichkeit. Dennoch fand schließlich jeder die richte Handhabung unter Grögers geduldiger Anleitung und alle konnten nunmehr richtig trainieren.

Natürlich ist das Üben mit den Holzwaffen und dem Ring aus geflochtenem Weidenruten nicht immer realistisch. Aber Gröger demonstrierte mit seinem Schüler Ralf Kürschner vom Bujinkan-Gröger-Dojo-Netzschkau die Techniken mir dem originalen Shoge aus Metall. Vorher ermahnte er jedoch nochmals im Interesse der Gesundheit auf solche Demonstrationen zu verzichten. Gröger und Kürschner kennen sich jedoch schon viele Jahre und sind ein "eingespieltes Team". So konnte der Meisterlehrer den staunenden und raunenden Teilnehmern auf unnachahmliche Weise einen Eindruck von der wirklichen Wirkung dieser einzigartigen und vielseitigen Waffe vermitteln. Es war eine Demonstration, von der noch am darauffolgenden Tag gesprochen wurde. Aber auch Gröger agierte hierbei mit größter Vorsicht um jedes Verletzungsrisiko auszuschließen.

Nach ca. 5 Stunden Lehrgang, beendetet der Meisterlehrer den hervorragenden Lehrgang und verabschiedete sich von den Teilnehmern. Einige von Ihnen stellten sich noch der Prüfung zum nächst höheren Schülergrad.

Angesichts der strapazierten und erschöpften Prüflinge hielt Gröger die Prüfung kurz und tolerierte einige "Blackouts". So konnten alle Prüflinge ihr Ziel erreichen. Sindy Partsch vom Bujinkan-Gröger-Dojo-Netzschkau überzeugte mit Ihrer guten Leistung und erhielt zudem noch einen weiter höheren Grad zum 5 Kyu, als ihr gestecktes Prüfungsziel (dem 6. Kyu). Eine Leistung, zu der wir ganz besonders gratulieren.

Abgekämpft aber glücklich verabschiedeten sich die alle von dem hervorragenden Lehrer und wünschten ihm eine gute nachhause Fahrt.

Für die geschafften Teilnehmer des Trainingslagers ging nun der Tag gemütlich weiter. Wer noch konnte, fand sich zum Fußball oder Tischtennis und andere bildeten Runden zum Spielen mit Karten, Monopoly oder sahen einfach fern um sich zu entspannen. Gegen abend trafen sich alle wieder zum geselligen Grillen. Thüringer Roster und saftige Steaks ließen die Strapazen des Lehrgangs schnell vergessen und so wurde noch tief in die Nacht hinein gegessen, gelacht und gefeiert.

Am Sonntag (etwas später) fanden sich nach und nach alle wieder zum Frühstück ein. Etwas verschlafen räumten anschließend alle die Zimmer und trafen sich zum Bogen- und Blasrohrschießen wieder. Spätestens beim Anblick der Waffen war der letzte Teilnehmer hellwach und so konnte das Üben mit den Waffen beginnen. Natürlich zeigte sich schnell, dass man jeden Fehlschuß "bitter büßen" muß. Zumindest empfanden so einige, deren Pfeile die Zielscheibe verfehlten und in den "Weiten" des dahinter liegenden Waldhangs entschwanden. Schließlich mußte jeder Schütze seine Pfeile zurückholen. Nicht selten suchten einige im Gebüsch und kamen erst nach Minuten zurück. Trotzdem hatten alle ein Vergnügen daran sich immer wieder den Herausforderung zu stellen und so wurde bis Mittag geschossen, was Bogen und Blasrohr hergaben.

Nach einem ausgezeichneten Mittagessen verabschiedeten sich alle Teilnehmer und traten die Heimreise an. Sicher mit bedauern, dass die Zeit so schnell vergangen war, jedoch schon mit Vorfreude auf das nächste Trainingslager, das sicher im Sommer 2004 wieder stattfinden wird.

Nochmals ein ganz großes Dankeschön an Wolfgang Gröger und die Veranstalter des Ninpo-Dojo-Zwickau für die schöne und lehrreiche Zeit am Filzteich.

Philipp Heinz

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