Benefiz Budowochenende in Geldersheim vom 04.06. - 05.06.2005

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Am 04.06. und 05.06.2005 fand das Budowochenende beim Tae-Ki-Do-Kai Schweinfurt in Geldersheim statt. Bereits 2004 hatte es das Budowochenende gegeben und auf Grund der positiven Resonanz der damaligen Teilnehmer wurde es in diesem Jahr wiederholt. Dieses Jahr gingen alle Einnahmen ohne Abzüge wie schon beim Budoseminar 2005 an ein Kinderheim und Krankenhaus in der Ukraine, um dort die Lebensbedingungen der dort untergebrachten Kinder zu verbessern. Einen Eindruck von diesem Kinderheim kann man im Bericht zum Budoseminar gewinnen. Die sanitären und hygienischen Bedingungen sind dort mehr als mangelhaft, und so beschloss man dieses Kinderheim weiter zu unterstützen.

Besonders erfreulich war deshalb, dass sich so viele Lehrer bereit erklärt haben ohne Bezahlung und auf eigene Kosten beim Budowochenende zu unterrichten. So konnte ein breites Programm präsentiert werden, das bei den Teilnehmern durchgängig als sehr positiv gewertet wurde. Im Einzelnen unterrichteten Wolfgang Gröger, 12. Dan Goshin Taijutsu Shihan und 10. Dan Budo Taijutsu, Präsident der IAWO, Markus Wenzel, 7. Dan Goshin Taijutsu Shihan und 3. Dan Ju Jutsu, Rüdiger Schmiedel, 5. Dan Shotokan Karate Kyoshi, Thomas Renner, 4. Dan Tae-Ki-Do Renshi sowie der Vorsitzende des Gastgebervereins Jürgen Kampa, 6. Dan Tae-Ki-Do Shihan.


Am Samstag Morgen begann Wolfgang Gröger mit dem Seminar, zu dem sich merklich mehr Teilnehmer als im Vorjahr in Geldersheim eingefunden hatten. Wolfgang Gröger demonstrierte viele einfache aber umso effektivere Techniken aus dem Budo Taijutsu, das früher unter dem Namen Ninjutsu bekannt war. Dabei demonstrierte er, dass man die waffenlosen Techniken aus dem Taijutsu ohne Probleme auf Waffentechniken "ummünzen" kann.

So demonstrierte er die verschiedensten Schläge, Stöße, Hebel und Würfe, nur um sie sodann beispielsweise mit dem Hanbo (halblanger Stock) zu demonstrieren. So zeigte er den Teilnehmern des Seminars einen Weg das eigene Technik-Repertoire einfach und effektiv zu erweitern.


Im Anschluss zeigte er noch einige interessante Techniken mit dem Schwert. Dabei zeigte er nicht nur wieder die Parallelen zu den vorher trainierten Techniken, sondern ging auch ein wenig auf die historischen Hintergründe ein (wie z. B. die Rüstung der Samurai), weshalb manche Techniken so ausgeführt wurden, wie wir sie heute kennen.

Danach weihte er die Teilnehmer in "Tricks" des Ninjutsu, wie es viele nennen, ein, die in Wirklichkeit recht einfach zu erklären und nachzuvollziehen sind. So konnte jeder innerhalb von 30 Sekunden erlernen einen Langstock mit dem kleinen Finger nach oben zu halten, den ein Partner mit vollem Körpereinsatz in Richtung Boden drücken wollte. Er erklärte auch, was es mit manchen unglaublich scheinenden Wirkungen der Hypnose in Wirklichkeit auf sich hat. Er fasste zum Schluss noch mal zusammen, dass es für viele noch so phantastische Fähigkeiten oftmals recht einfache physikalische und anatomische Erklärungen gibt. Als Dank für seinen sehr interessanten und gelungenen Beitrag bekam er von den Teilnehmern großen Beifall.


Im nächsten Teil zeigte Markus Wenzel Techniken aus dem Ju Jutsu Wettkampf. Zunächst mussten sich alle nach der Mittagspause wieder aufwärmen. Deshalb gab Markus Wenzel ein paar sehr interessante Anregungen für abwechslungsreiche Aufwärmübungen.

Im Anschluss daran erklärte er kurz die Regeln des Wettkampfs im Ju Jutsu und zeigte dann einige Hebel- und Würgetechniken, Beinscheren sowie Würfe. Diese Techniken konnten die Teilnehmer intensiv üben und auch am eigenen Leib fühlen (natürlich immer angemessen um Verletzungen zu vermeiden), was den Trainierenden ein gutes Bild der jeweiligen Technik gab.


Zum Ende dieses Seminarteils gab es dann noch einen kleinen Randori Shiai, bei dem die Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt wurden und nacheinander einzeln gegeneinander antraten. Dies gab jedem noch einmal die Gelegenheit auch mit Trainierenden aus anderen Schulen Randori zu üben, so dass jeder wieder neue Impulse aus diesem Wettkampf für sich mit nach Hause nehmen konnte. Natürlich gab es auch für Markus Wenzel starken Beifall für seinen Anteil am Seminar.


Nach dem Training gab es für die Teilnehmer und Lehrer ein gemeinsames Abendessen und im Anschluss übten die ersten für das später am Abend stattfindende Karaoke ein paar Lieder. Das mit Markus Wenzel, Stephan Mengin, Jürgen Kampa und Christian Daller zum Besten gegebene Lied "Y.M.C.A" wird wohl jedem noch mit einem Schmunzeln in Erinnerung bleiben. Auf alle Fälle konnte man erkennen, das auch und gerade hochgraduierte Budoka einen Sinn für Humor beweisen können.


Gegen halb sieben kam Aki Sato, begleitet von zwei Freundinnen, Louise und Elke, beide studierte Japanologiennen, um den Teilnehmern einen Einblick in die Japanische Sprache zu geben. Dieser Teil fand schon 2004 großen Anklang bei den Trainierenden und wurde so von vielen schon mit Vorfreude erwartet. Auch Aki Sato, die die Japanischlehrerin von Tae-Ki-Do-Kai Vorstandsmitglied Christian Daller ist, und ihre Begleiterinnen haben sich von sich aus bereit erklärt, die Benefizveranstaltung zu unterstützen und auf jeglichen Lohn zu verzichten. Um die schwierigen Vokabeln leichter merken zu können, wurden Satzfragmente auf Zettel geschrieben und dem jeweils sprechenden in der richtigen Reihenfolge gezeigt. So haben die frisch gebackenen Japanischschüler ihre ersten Gehversuche im Karaoke-Verfahren hinter sich gebracht. Nach einer kurzen Weile konnten aber schon viele auf diese Hilfe verzichten.

Durch diesen Kurs war es nun jedem Teilnehmer möglich, sich auf Japanisch vorzustellen, jemanden dritten vorzustellen und nach eines anderen Namen zu fragen. Auch die Zahlen, die den meisten schon vom Training von eins bis zehn bekannt waren, wurden bis zur 999 unterrichtet. Nun war auch jeder bald in der Lage, welchen Budosport er seit wie vielen Jahren ausübt. Die Teilnehmer spendierten auch den drei charmanten Lehrerinnen einen stürmischen Applaus. Die drei erbaten sich nun doch eine "Bezahlung": Sie hatten den Wunsch eine Kata zu sehen.


Deshalb kleideten sich einige der Teilnehmer noch ein letztes Mal für diesen Tag in ihren Gi. Rüdiger Schmiedel und sein Schüler Markus Sperber zeigten dabei einige Kata aus dem Shotokan Karate und wechselten sich dabei mit Christian Daller ab, der noch ein paar Kata aus dem Tae-Ki-Do demonstrierte. Rüdiger Schmiedel zeigte dann noch eine Kata mit dem Katana, dem Japanischen Schwert. Bei solchen Demonstrationen schafft er es immer wieder die Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Danach zeigte er noch, wie einige Techniken aus den Kata mit einem Partner angewendet werden (Bunkai). Christian Daller zeigte im Anschluss noch einige Techniken der Fallschule und der Kihon (Grundschule) sowie einige Würfe und Hebel aus dem Tae-Ki-Do-Kai zusammen mit Michael Huth (Tae-Ki-Do-Kai Schweinfurt). Die drei Japanischlehrerinnen sowie alle anderen Zuschauer zeigten sich sichtlich begeistert und beeindruckt von den Demonstrationen, zumal sie ja in keiner Weise vorbereitet waren.

Im Anschluss ging es dann noch mit Karaoke weiter, wobei Christian Daller die meisten Lieder noch mit der E-Gitarre begleitete (Anmerkung des Verfassers: Da ich diesen Bericht verfasst habe, schweige ich mich über die Qualität des Gitarrespiels aus ;-) Evtl. findet man zu diesem Thema einen Eintrag von "neutraler" Seite im Guestbook auf www.tae-ki-do.com). Die Stimmung war auf alle Fälle riesig. Kurz nach zehn wurde das Karaoke dann mit Rücksicht auf die Nachbarn beendet und der Abend klang dann noch bei gemüdlichem zusammen sein aus.

Am nächsten Morgen war allgemeines Wecken um 7.30. Nach einen gemeinsamen Frühstück hatten die Teilnehmer dann noch Möglichkeit, sich ein wenig zu entspannen oder in einem der Trainingsräume an einer Morgengymnastik mit intensivem Stretching teilzunehmen.


Um zehn Uhr schließlich begann Jürgen Kampa mit seinem Teil des Trainings. Nachdem auch er noch ca. 30 Minuten Stretching mit Partnern demonstriert und die Ausführung der Übungen überwacht hat, ging er in ein leichtes Semikontakttraining über, das mit der Zeit immer mehr an Intensität gewonnen hat. Auch zeigte er einige Selbstverteidigungstechniken, z.B. gegen Messerangriffe und zeigte hierbei auch die natürlich im Ernstfall vorhandenen besonderen Gefahren und Risiken. Auch er bekam für sein sehr intensives Training einen riesigen Applaus.


Nun war Rüdiger Schmiedel mit seinem Teil an der Reihe. Da er in letzter Zeit mit Demonstrationen einiger Kata für Begeisterung und Gesprächstoff gesorgt hatte, bestanden die Teilnehmer darauf eine Kata von ihm zu erlernen. Da eigentlich alle Teilnehmer über entsprechende Voraussetzungen verfügten, unterrichtete Rüdiger die Heian Godan, die Kata, die man zum Erreichen des 1. Kyu (Braungurt, höchster Schülergrad) demonstrieren und beherrschen muss. Schritt für Schritt zeigte er die Techniken und erklärte deren Bedeutung. So erlernten die Teilnehmer nach und nach die gesamte Kata. Nach dem alle die Kata ohne Aussetzer laufen konnten, trainierten sie unter Anleitung von Rüdiger Schmiedel die Bunkai dieser Kata, um sie noch besser zu verstehen. Im Anschluss an diesen Teil liefen alle die Kata noch einige Male um sie zu vertiefen. Da auch dieser Teil sehr eindrucksvoll und interessant war, bedankten sich die Teilnehmer wiederum mit grossem Beifall bei Rüdiger Schmiedel, dem es wie auch allen anderen Trainer sichtlich Spaß gemacht hatte in diesem Seminar zu unterrichten.


Nachdem auch Thomas Renner noch kurzfristig Gelegenheit hatte, am Sonntag am Seminar teilzunehmen, ließ auch er es sich nicht nehmen, einen Teil beizutragen. Nachdem Thomas nun neben dem Tae-Ki-Do auch schon lange Zeit Wing Tsun ausübt, demonstrierte er Techniken und Prinzipien dieses chinesischen Stils. Zunächst demonstrierte er kurz die grundlegenden Dinge wie Stellung und Körperhaltung. Danach zeigte er verschiedene Handlungsweisen im Bezug auf verschiedene Distanzen, in denen ein Gegner stehen kann.

So zeigte er die Tritttechnik des Wing Tsun sowie die Trittabwehr, er demonstrierte die bekannten Kettenfauststöße und zeigte auch wie man mit Hilfe taktiler Reize z.B. einem Angriff mit der großen Außensichel (O Soto Gari) entgehen kann. Gleichzeitig widersprach er dem Gerücht, dass WT nur mit taktilen Reizen arbeitet. Nähert sich ein Gegner in aggressiver Absicht auf eine Distanz, in der er einen Treffer mit einem Seitwärtsfußstoß landen kann (dies ist die Körperwaffe mit der größten Reichweite), so geht man mit einer offensiven Technik auf den Gegner zu, um selbst nicht Gefahr zu laufen getroffen zu werden. Auch Thomas Renner fand einen riesigen Applaus für seinen Teil, der auf Grund der teilweise starken Unterschiede in den Denkweisen zwischen WT und Budosportarten einige Denkanstöße lieferte.

Erschöpft aber sehr zufrieden über dieses gelungene Wochenende traten alle Teilnehmer nun die Heimfahrt an. Vermehrt wurde der Wunsch geäußert, diese Veranstaltung als festen Punkt in das jährliche Seminarprogramm der IAWO mit aufzunehmen. Jürgen Kampa, 1. Vorsitzender des Tae-Ki-Do-Kai sowie Christian Daller, Technischer Leiter des Tae-Ki-Do-Kai, zeigten sich ebenfalls begeistert von dieser Idee.

An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an alle Lehrer, die uns bei diesem Seminar unterstützt haben. Auch geht unser Dank, an alle Trainierenden, die sehr oft wie die Lehrer weite Strecken wie von Freudenstadt, Frankfurt oder Bayreuth sowie Bamberg auf sich genommen haben, um bei diesem Seminar teilzunehmen. Besonders werden es die Kinder danken, denen die Einnahmen aus dem Seminar zu gute kommen.

Bericht von Christian Daller