Grundausbildung und Fortbildung
für lizenzierte IAWO - Übungsleiter und Trainer im Kampfsport
am 10. und 11. März 2012 im Wissenschaftszentrum Schloss Thurnau

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Wie jedes Jahr startete am Samstag, den 10. März 2012, pünktlich um 9.30 Uhr, der Trainer-Lehrgang der IAWO in den historisch-ehrwürdigen Räumen des Thurnauer Schlosses. Zu dieser überregional bekannten und hochqualifizierten Aus- und Fortbildungsmaßnahme konnten zahlreiche Teilnehmer aus verschiedenen Bundesländern, Altersgruppen und Kampfsportvereinen begrüßt werden.

Der Trainerlehrgang wird von der Budo-Akademie-Bayreuth in Zusammenarbeit mit der IAWO veranstaltet und ausgerichtet. Der Besuch dieses Lehrgangs ist Pflicht für

- alle IAWO-Trainer / DAN-Träger mit abgelaufener oder ungültiger Lizenz
- Mitglieder, die unter der Autorität der IAWO unterrichten wollen
- Mitglieder, die eine Zulassung zu einer Gurtprüfung ab 1. Kyu aufwärts erhalten wollen.

Aus besonderer Veranlassung wird darauf hingewiesen, dass eine Missachtung bis zum Ausschluss aus der IAWO führen kann.

Das Seminar wurde eröffnet durch den Vortrag von Dr. med. Frank Rösch, der aus seiner langjährigen Erfahrung und täglichen Praxis als Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie und Notfallmedizin vielfältige und auf die jeweilige Verletzung aber auch aus Unfall, Erkrankung und Vergiftung abgestimmte Maßnahmen zur Ersten Hilfe bei Verletzungen im Training und im Wettkampf erläutert hat. Er selbst hat praktische Erfahrungen im Kampfsport. Insbesondere wurde besonderen Wert auf die Vermittlung von Neuerungen bei der Ersten Hilfe gelegt. Neben Rettungskette, Kontrolle der Vitalfunktionen, Rautek-Rettungsgriff, stabiler Seitenlage, psychologischer Hilfe und Betreuung hatte die Thematik des Erkennens von Verletzungen und Schockzuständen und die Einleitung geeigneter Maßnahmen primäre Bedeutung. Vielfältige praktische Übungen, wie z.B. die Herz-Lungen-Wiederbelebung, rundeten den hochinteressanten Vortrag von Dr. Rösch ab, ein Thema, dass unerlässlich ist für Trainingsverantwortliche eines Vereins oder Dojos.

Im Anschluss feierte Tina Christiansen (3.Dan All-Style-Karate) ihr gelungenes Debüt als Referentin bei der IAWO. Die angehende Pädagogin als Gymnasiallehrerin zeigte mit ihrem Thema Der gute Lehrer/Trainer/Übungsleiter im Kampfsport - Paradigmen der Lehrerforschung, Lehren und Unterrichten, Lernen deutlich die bestehenden Parallelen zwischen schulischem Lernen und Kampfsporttraining auf und orientierte sich hierbei sowohl an der Didaktik als auch an der Mathetik. Eine erfolgreiche Lehrtätigkeit steht immer im kausalen Zusammenhang mit der Lernbereitschaft der Schüler. Neben eigenem fachlichen Wissen ist es unabdingbar, sich verstärkt damit auseinanderzusetzen, wie man seine Schüler erreicht und motiviert. Der Referentin ist dies mit der Vermittlung alternativer Lehr- und Lerninhalte sowie der Darstellung der verschiedenen Paradigmen der Lehrerforschung anschaulich gelungen. Hierbei wurde besonderen Wert auf die Durchführung praxisbezogener Übungen bei den Teilnehmern gelegt.

Gleich zwei verschiedene Themenbereiche hatte danach der Vizepräsident der IAWO, Christian Hellmuth (6.Dan Anti-Terror-Karate), an die Teilnehmer zu vermitteln. Der langjährige Referent der IAWO und aus seiner praxisbezogenen Tätigkeit hoch erfahrene Polizeibeamte griff zunächst das brisante Thema Verbotene Waffen und rechtliche Konsequenzen (aktueller Stand) auf. Nicht nur die waffenrechtlichen Bestimmungen und Kriterien nach dem Waffengesetz (Zuverlässigkeit, Persönliche Eignung, Nachweis des Bedürfnisses) und der Umfang der verbotenen Waffen wurden, begleitet von vielen Beispielen aus der Praxis, eingehend erläutert, sondern auch auf die Rechtssituation bei dieser sensiblen Thematik in der gebotenen Deutlichkeit hingewiesen.
Ebenso von hohem Interesse war der von Christian Hellmuth referierte nächste Bereich Zivilcourage, Notwehrgesetz, Nothilfe, Aktuelles für Kampfsporttrainer.  Die Begriffsdefinitionen sowie die rechtlichen Grundlagen und Konsequenzen hierzu sowie damit im Zusammenhang stehende Bereiche (z.B. Putativnotwehr, Notwehrüberschreitung) wurden präzise erläutert und anhand von Fallbeispielen mit den Teilnehmern geübt. Wer Christian Hellmuth kennt, weiß um seine lebhafte anschauliche Art der Darstellung der Thematik, bei der zudem keine Frage unbeantwortet bleibt.

Den Tag beschloss Dipl. Ing. Joachim Schweitzer (8.Dan Goshin-Taijutsu) mit seinem Referat Von der Prävention zur Motivation - Neue Herausforderungen für Kampfsporttrainer. Nachdem der Verhaltenstrainer für Konfliktmanagement im vergangenen Jahr im Rahmen des 1. Teils Trainingstechniken und -ziele zur Gewaltprävention und Selbstbehauptung unterrichtet hatte, richteten sich die Inhalte des diesjährigen Teils 2: Deeskalation und Anti-Aggression für ein Training an all diejenigen, die etwas zuviel Selbstbehauptung "abbekommen haben". Deeskalations- und Anti-Aggressionstraining sind wie Maßnahmen zur Prävention und Selbstbehauptung Bestandteile eines ganzheitlichen Konfliktmanagements. Es wurden zunächst die bestehenden Unterschiede zu beiden Bereichen dargestellt und anschließend detailliert die Vorgehensweise zu Ursachen, Strategien, Inhalten, Zielen und insbesondere Kombinationsmöglichkeiten mit sportlichen Aktivitäten präsentiert. Unabhängig davon, dass sich diese Trainingsarten zur gezielten Konfliktbewältigung im Verein oder Dojo einsetzen lassen, ergeben sich hier exzellente Möglichkeiten für Kampfsporttrainer, diese Trainings auch in Schulen, Unternehmen, behördlichen und sozialen Einrichtungen, usw. anzubieten.   

Wie jedes Jahr wurden am Vormittag des folgenden Tages die Vorträge des Verbandspräsidenten, Dipl.-Ing Wolfgang Gröger (13.Dan Budo-Taijutsu), mit Spannung erwartet. Zunächst erläuterte er zu Allgemeines und Aktuelles aus dem Verbandswesen die Organisation und Struktur des Verbandes mit Präsidium, Kommissionen, Zuständigkeiten, Lizenzen, Regeln, Beiträgen, Aufnahmebedingungen, usw. einschließlich der zwischenzeitlich eingetretenen Neuerungen. Die IAWO vereinigt derzeit 12 Budo-Sportarten, deren nationale und internationale Vereine, Schulen und Mitglieder unter ihrem Dach.

Der nächste Themenbereich von Shihan Wolfgang Gröger hat sich auf Allgemeine Grundlagen zur Trainingslehre, Trainingsmethoden und aktuelle Funktionsgymnastik bezogen. Der international lizenzierte und renommierte Budotrainer und Meisterlehrer erläuterte im Bereich der Grundlagen relevante Punkte wie Ziele des Trainings, Berücksichtigung von psychologischen Aspekten, Ablauf von Prüfungen, Menschenführung. Die Thematik Trainingsmethoden beinhaltete neben diesen Methoden (z.B. extensive Intervallmethode, Dauermethode) und den hiermit im Zusammenhang stehenden Belastungskomponenten (z.B. Kondition, Überkompensation) auch die Grundzüge anatomisch/physiologischer Bedingungen des Körpers mit besonderer Relevanz für den Trainingsbereich und den sinnvollen Aufbau eines Trainings. Ein besonderes Augenmerk richtet Wolfgang Gröger stets auf die aktuelle Funktionsgymnastik. In seiner über 50jährigen Kampfsporterfahrung hat er wiederholt in verschiedenen Vereinen außerhalb des Verbands die Unfunktionalität von Aufwärmübungen und die hiervon ausgehende Gefahr von Gesundheitsschädigungen feststellen müssen. Die Gründe hier waren primär darin zu sehen, dass die jeweiligen "Übungsleite" oftmals nie eine qualifizierte Ausbildung genossen haben oder zu irgend einem Zeitpunkt etwas richtig gelernt haben, was aber Jahre später nicht mehr in physiologischer und medizinischer Sicht sinnvoll war. Wolfgang Gröger hat nicht nur in seiner Darstellung diese unfunktionellen Übungen beschrieben, sondern auch die hierdurch möglichen gesundheitlichen Schädigungen von Knochen, Gelenken, usw. aufgezeigt. Andererseits enthält diese Darstellung auch Empfehlungen für eine Funktionsgymnastik, wettkampforientiertes Aufwärmen, usw. anhand von vielfältigen praktischen Übungen für alle Körperbereiche.

Eine besondere Freude hat darin bestanden, den Justiziar des Verbands, Rechtsanwalt Anton Kneißl (6.Dan All-Style-Karate), wieder als Referenten mit seinem Vortrag Aktuelles aus dem Rechtswesen für Trainer und Übungsleiter im Kampfsport bei dem Trainerlehrgang begrüßen zu dürfen. Aufgrund seiner langjährigen Praxis als Jurist und hieraus resultierender Erfahrung aus unterschiedlichen Rechtssituationen ist er für die Darstellung dieser Materie in besonderem Maße prädestiniert. Anhand von vielzähligen und unterschiedlichen Fallbeispielen erläuterte er deutlich und nachvollziehbar und unter Einbeziehung der Teilnehmer in eine Diskussion die bestehende Rechtssituation.

Nach einer Pause wurde anschließend die Prüfung vollzogen. Aus dem besonderen Engagement der Teilnehmer während des Trainerlehrgangs ist bereits jetzt die Erwartung eines hervorragenden Prüfungsergebnisses erkennbar.

Es ist der besondere Anspruch der IAWO, nicht nur hervorragende Wettkampf- und Breitensportler, sondern auch erstklassige Trainer hervorzubringen und somit eine Qualität des Trainingsablaufs in den dem Verband angeschlossenen Vereinen und Schulen sicherzustellen.

Rückblickend haben die Teilnehmer mit dieser Ausbildung und den hervorragenden Referenten eine besondere Veranstaltung erlebt, die sie in ihrem künftigen Lehr- und Lernverhalten nachhaltig positiv beeinflussen wird. Lernen und das hieraus resultierende Ziel, Neues zu erleben und Verbesserungen zu vollziehen, ist keine Last, sondern eine Bereicherung. Lernen ist leben.

Wer eine Vielzahl der Referenten und andere Fachgruppenleiter des Verbands einmal bei Sportlehrgängen erleben möchte, wird verwiesen auf das große IAWO-Budoseminar in Bayreuth - St. Georgen am 23.06.2012, in der die verschiedenen Kampfsportarten der IAWO vorgestellt und trainiert werden, oder einen der vielfältigen Lehrgänge (siehe hierzu: www.iawo.de - Veranstaltungen)

Joachim Schweitzer, Shihan 8. Dan
IAWO-Fachgruppenleiter Eskrima
(Mitglied der IAWO)


Dr. med. Frank Rösch hinten, Oliver Gack vorne


Tina Christiansen

 
Dr. med. Frank Rösch rechts und Dr. Oliver Kreß links
 
Tina Christiansen links, Dr. med. Frank Rösch rechts


Christian Hellmuth vorne


Joachim Schweitzer


Wolfgang Gröger vorne


Rechtsanwalt Anton Kneißl

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