27. Internationales Budoseminar der IAWO
 

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Eines der absoluten Glanzlichter des Kampfsportverbands IAWO ging in diesem Jahr in seine 27. Runde:  Das Internationale Budoseminar 2017 am 24. Juni 2017. Dieses Seminar ist eine der jährlichen Hauptveranstaltungen und Höhepunkte der IAWO und wird von vielen Interessierten in jedem Jahr mit Ungeduld erwartet. So konnten auch in diesem Jahr vielzählige Teilnehmer aus dem In- und Ausland zu diesem außergewöhnlichen und vielfältigen Seminar in Bayreuth begrüßt werden. Die Ausrichtung des Seminars liegt in den bewährten Händen des  Bujinkan Dojo Bayreuth und der Sportschule Gröger. Ein Großereignis mit vielzähligen Teilnehmern bedarf auch einer besonderen Sporteinrichtung; der besondere Dank des Verbands geht daher auch an die Bayreuther Turnerschaft von 1861 e.V., die der IAWO die Nutzung ihrer Großsporthalle freundlicherweise zum wiederholten Mal ermöglichte.

Was macht letztendlich die anhaltende Erfolgsgeschichte dieses außergewöhnlichen Seminars, das bereits zum 27. Mal ausgerichtet wird,  aus? Der Erfolg gründet sich im Wesentlichen auf 2 Faktoren:

Ø  Die Vielfalt des Angebots

Ob wettkampforientierter Kampfsport, traditionelle Kampfkunst oder effektive und praxisorientierte Selbstverteidigung, ob japanische, philippinische, thailändische oder europäische Stilrichtungen, ob waffenlose Techniken oder  unterschiedliche Waffentrainings, ob spezielle oder generalistische Systeme ….. hier bietet sich für jeden Interessierten und Praktizierenden eine Fülle von Möglichkeiten für seine eigene Orientierung, Weiterbildung und Fortentwicklung.

 

Ø  Die Qualität der Trainer und Seminarleiter

Persönlichkeiten des Kampfsports mit hohen Graduierungen in mehreren Arten und Stilen und jahrzehntelanger Erfahrung sowohl als Vereinstrainer mit eigenen Schulen und Vereinen als auch als Verbands- und Seminartrainer. Das diesjährige Trainerteam bestand aus:

 

Soke Wolfgang Gröger 15. DAN Shihan im Bujinkan Budo Taijutsu, Soke des Goshin-Taijutsu

Shihan Walter Neubauer 10. DAN Spezialist für alle Facetten des Mittelalterlicher Kampfs

Shihan Joachim Schweitzer 9. DAN Generalist in mehreren Kampfsportarten, Trainer für Unternehmen

Shihan Oliver Gack 8. DAN Erfolgscoach im internationalen Wettkampfbereich (WM, EM)

Shihan Christian Hellmuth 8. DAN erfolgreicher Wettkämpfer im Ju Jutsu, Sicherheitsexperte

Sensei  Alexander Klimentov 4. DAN Experte im Kobudo

 

Der Präsident der IAWO, Dipl.-Ing. Wolfgang Gröger, begrüßte zunächst um 10.00 Uhr auch im Namen der anwesenden Vizepräsidenten Walter Neubauer und Christian Hellmuth die mit hohen Erwartungen angereisten Teilnehmer und stellte die Trainer vor. Anschließend begann das Seminar parallel auf 4 Aktionsflächen in der Halle.

 

Eskrima/Kali/Arnis (Joachim Schweitzer Shihan 9.Dan)


Joachim Schweitzer Shihan 9.Dan (links)

Eskrima, Kali und Arnis sind traditionelle philippinische Kampfsportarten, die -  obwohl im Wesen ganzheitliche Kampfkünste -  in Deutschland und Europa maßgeblich durch ihre Stocktechniken bekannt geworden sind. Auch sie fördern in hohem Maße Beweglichkeit, Konzentration, Schnelligkeit und Koordination und haben bei der IAWO, wo Eskrima als Kampfsportart mit eigenem Lehr- und Prüfungsprogramm seit längerer Zeit etabliert ist, bereits vielzählige Anhänger gefunden.

Das Seminarprogramm hat zunächst mehrere Koordinationsdrills in verschiedenen Haltungen und Schlaghöhen mit Doppelstöcken umfasst. Danach wurde ein anspruchsvoller Kampfdrill mit Einzelstock von den Teilnehmern praktiziert.  Den Abschluss bildeten Stockentwaffnungen mit Stock gegen alle möglichen Angriffsarten; zudem wurden diese Stockentwaffnungen auch waffenlos von den Teilnehmern erfolgreich durchgeführt.

Muay Thai Boxen (Joachim Schweitzer Shihan 9.Dan)

Bei diesem traditionellen thailändischen Kampfsport handelt es sich um ein Wettkampfsystem, das sich aus vielfältigen Schlägen und Tritten sowie aus Block-, Ausweich- und Klammertechniken zusammensetzt. Es fördert zudem in hohem Maße die Beweglichkeit, Konzentration, Schnelligkeit und Koordination. Andererseits zeichnet es sich durch besondere Härte und Wirkung insbesondere der Tritte und Schläge aus.

Gelehrt und von den Teilnehmern erfolgreich praktiziert wurde der gezielte Aufbau eines Wettkampftrainings bzw. Sparrings über Lang-, Mittel- und Nahdistanz mit verschiedenen Schienbeintritten (Low Kicks), Faustschlägen (Gerade, Schwinger, Haken, Rückhandschläge), Ellbogenschlägen, Ellbogenstößen, Kniestößen, Umklammerungen und Befreiungen aus diesen Umklammerungen sowie Blocktechniken in Form von kontrolliertem partnerschaftlichen Training.

Neurobic (Joachim Schweitzer Shihan 9.Dan)

Dieses System wurde von dem Kampfsportgroßmeister Alfred Gehlen auf der Basis des philippinischen Eskrima entwickelt und ist urheberrechtlich geschützt. Es handelt sich hierbei um ein Konzept zum Training von Konzentration und Koordination. Es ist ein aktives Körpertraining, welches durch viele über Kreuz laufende Bewegungen in sehr starkem Maße die neuronalen Vernetzungen im Gehirn aufbaut und trainiert. Es wird u. a. in Unternehmen und in der Physiotherapie angewendet.

Hier wurden mittels Doppelstocktechniken verschiedene und anspruchsvolle Schlagmuster mit eingebautem Jonglieren von den Teilnehmern nachhaltig geübt. Unabhängig vom regulären Systemtraining mit Neurobic-Gruppen wurden u. a. im Vereinstraining wurden positive Erfahrungen beim Cool Down als Trainingsabschluss gemacht.

 

 

Realistische Messerabwehr (Soke Wolfgang Gröger)

Präsident der I.A.W.O. eröffnete das diesjährige Budoseminar mit einer Lehreinheit über realistische Messerabwehr. Soke Gröger setzte sich dazu intensiv mit den klassisch gelehrten Abwehrtechniken auseinander und setzte diese in Bezug zu realen Situationen. Meist kämen die Schnitte eines Angreifers nicht aus eindeutigen Richtungen oder in geraden Bahnen, es sei daher in der Realität sehr schwer die Hand und das Messer des Angreifers unter Kontrolle zu bringen, ohne dabei selbst verletzt zu werden. Der wohl beste Weg zur Abwehr ist es daher solchen Konflikten, solange dies möglich ist, aus dem Weg zu gehen. Sollte dies jedoch nicht mehr möglich sein und eine Konfrontation unausweichlich sein ist das Kernelement eine entsprechend gesetzte Schock - oder Ablenkungstechnik. Nur grundsätzlich auf dieser Grundlage welche den Angreifer für einen Moment aus dem Konzept bringt ist das Ausführen einer entsprechenden Abwehr oder Entwaffnungstechnik möglich. Soke Gröger zeigte hierzu verschiedenste Methoden und Möglichkeiten den Angreifer zunächst zu stoppen, um dann eine entsprechende Folgetechnik setzten zu können, unter der Maßgabe von Kontrolle und Sicherstellung der Waffe.

 
 Soke Wolfgang Gröger (rechts)

 

Schwertkampf der Samurai (Wolfgang Gröger Shihan 15.Dan)

Anschließend an die Lehreinheit der Messerabwehr fuhr Bujinkan Shihan Wolfgang Gröger 15.Dan mit dem traditionellen Schwertkampf der Samurai fort. Gröger stellte hier verschiedenste Schnitttechniken aus dem traditionellen japanischen Schwertkampf vor, als auch Grundsätze zu taktischen Überlegungen im Schwertkampf. Er übte mit den Teilnehmern mehrere traditionelle Techniken von einfachen Schemata bis hin zu Komplexen. Ein besonderes Augenmerk legte der erfahrene Meister hier vor allem auf die Bewegungslehre (Sabaki), die Distanz und das Timing, um den eigenen Körper auch beim Kontern oder Abwehren vor der Schnittbahn der gegnerischen Klinge zu schützen. Nach dem Messerkampf fand die Lehreinheit von Wolfgang Gröger mit dem Katana eine würdige Fortsetzung zum Gefallen aller Teilnehmer.


Wolfgang Gröger Bujinkan Shihan 15.Dan (rechts)

 

Mittelalterliche Waffen,
Kampf im Harnisch, Halbschwertfechten (Walter Neubauer Shihan 10.Dan)

In der ersten  Einheit beschäftigten wir uns mit dem sogenannten Halbschwertfechten. Halbschwert deshalb, weil beim Kampf im spatmittelalterichen Harnisch das Schwert zusätzlich zum Griff noch in der Mitte der Klinge mit der linken Hand gegriffen wird um es wirkungsvoller gegen die Schwachstellen der Rüstung einsetzen zu können.

Gegen solche Angriffe die sowohl mit dem Ort (Spitze des Schwertes) oder dem Knauf ausgeführt werden übten wir verschiedene Abwehr und Kontertechniken die schon in den Historischen Fechtbüchern des Spätmittelalters beschrieben sind und sich auch sehr gut mit dem Hanbo oder Jo ausführen lassen.


Walter Neubauer Shihan 10.Dan (rechts)

In der zweiten Einheit war das Ringen nach den Meistern Ott u. Lignitzer an der Reihe. Ein nur kleiner Einblick in eine Ringkunst die mit ihren Hebeln Würfen u. Bewegungen in vielen Alten Katas des Okinawakarate sehr ähnlich zu finden ist. Aus dem sogenannten Armringen wurden verschiedene Eingänge in Hebel und Wurftechniken geübt.


Walter Neubauer Shihan 10.Dan (rechts)

Der dritte Teil befasste sich mit dem sogenannten "Langen Messer" nach Meister Johannes Lecküchner der um 1480 zwei umfangreiche Lehrbücher zu dieser einhändig zu führenden Waffe geschrieben hat. Natürlich war in so kurzer Zeit nur ein kleiner Einblick in veschiedene Stücke dieser umfangreichen Fechtlehre möglich. Der sogenannte "Pogen" mit Entwafnungen und "Brüchen" (Gegentechniken). Kleine Einblicke in Grundlegende Häue mit dem Messer und ein kurzer Einblick in die "Meisterhäue) der Messerfechtlehre rundeten das Ganze ab.

 

Anti-Terror-Karate,
Festlege- und Transporttechniken auch für Personenschutz (Christian Hellmuth Shihan 8.Dan)

Christian Hellmuth gab am Nachmittag zwei Trainingseinheiten in Anti Terror Karate. In der ersten Stunde ging es um Transport- und Festlegetechniken. Hellmuth demonstrierte verschiedene Hebel- und Nervendruck- Techniken, um einen Störer unter Kontrolle zu bringen.


Christian Hellmuth Shihan 8.Dan

In der zweiten Einheit wurde auf die angewandten Techniken aufgebaut. Nun kamen noch weitere Feinheiten dazu, z. B. galt es nun - in der Übung - zwei Kontrahenten einer körperlichen Auseinandersetzung zu separieren und den Aggressor aus dem Raum zu verbringen.


Christian Hellmuth Shihan 8.Dan

 

All Style Karate (Oliver Gack Shihan 8.Dan)

In diesem Seminarteil ging Oliver Gack auf verschiedene Verteidigungstechniken-, Angriffs- und - Kontertechniken sowie Kombinationen ein. Die Teilnehmer mussten die vorgeführten Techniken mit ihren Partnern umsetzen und durchführen.. Es wurde neben den vorgenannten Techniken das Parieren und Blocken von Angriffstechniken praktiziert. Zum Abschluss wurde noch gemeinsam Verteidigung gegen mehrere Angreifer durchgeführt.

 


Oliver Gack Shihan 8.Dan (rechts)


Kobudo, Kampf gegen zwei Angreifer mit Bo (Alexander Klimentov, Sensei 4.Dan)


Alexander Klimentov Sensei 4.Dan (rechts)

 

Als am Abend diese einzigartige und vielfältige Veranstaltung zu Ende ging, konnten die Teilnehmer auf einen ereignisreichen Tag mit einem außergewöhnlichen Budoseminar und vielen Inhalten und Höhepunkten zurückblicken. Ein weitreichender Einblick in die verschiedenen Facetten des Budosports wurde mit diesem Seminar ermöglicht, der.

Wettkämpfern eine Weiterentwicklung
Trainern und Übungsleitern eine Fortbildung
Budosportlern eine praktische Wissenserweiterung
Einsteigern eine Orientierung und
Interessierten eine Entscheidungshilfe über die passende Systemauswahl geboten hat.

Wolfgang Gröger und Walter Neubauer dankten den Teilnehmern für ihr besonderes Trainingsengagement. Das erhaltene Feedback,  die Begeisterung der Teilnehmer für die Themen und die Referenten und der hieraus resultierende Applaus sind ein Indiz dafür, dass die hohe Erwartungshaltung der Teilnehmer erfüllt worden ist,  und zudem ein deutlicher Ansporn für den Verband, das internationale Budoseminar auf jeden Fall auch im nächsten Jahr mit interessanten Inhalten fort zu setzen.

Ist es daher verwunderlich, dass viele Teilnehmer bereits heute dem nächstjährigen Budoseminar entgegen fiebern?

Joachim Schweitzer Shihan 9. DAN
IAWO-Fachbereichsleiter Eskrima
 (Mitglied der IAWO e.V.)

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